Zuidholland . . . das etwas andere Revier
Unterwegs im Oktober 2016
Es ist Mittag und wir sind fertig mit den Vorbereitungen für unseren Törn. Boot eingeräumt, Proviant eingekauft und jetzt wollen wir eigentlich gemütlich Kaffee trinken.
Da kommt Patrick und fragte ob wir nicht Lust hätten mit einer Sloep nach Leiden oder woanders hin zu fahren.
Nun ja, das Wetter ist schön und so fällt uns die Entscheidung nicht schwer. Wir nehmen den Kaffee und etwas Gebäck einfach mit und fahren direkt nach Leiden. Samstags ist Markttag und dem entsprechend ist es voll in der Stadt.
Wir verbringen einen schönen Nachmittag in Leiden und fahren abends wieder zurück zum Schiff.
Warmond - Delft
Nebelschwaden liegen noch auf dem Wasser als wir die Leinen loswerfen und uns auf den Weg machen. An der ersten Brücke die wir noch auf Grund unseren niedrigen Durchfahrtshöhe passieren können, liegt schon eine Jacht und wartet auf die Brückenöffnung.
Wir fahren gemeinsam mit einigen anderen Jachten den Rijn – Schiekanaal, vorbei an Voorschoten nach Leidschendam. In der dortigen Schutsluis warten weitere Schiffe bereits auf die Schleusung. Der Schleusenwärter versucht jeden Meter aus zu nutzen und wir müssen alle sehr eng zusammenrücken.
Gemeinsam geht es aufwärts und das in aller Seelenruhe. Von nun an sind wir mit nicht weniger als 12 Schiffe unterwegs. Es ist schön wenn man nicht immer alleine unterwegs ist.
Unser Ziel erreichen wir am frühen Nachmittag und bekommen noch einen der wenigen Liegeplätze für Passanten in Delft.
Delft – Rotterdam
Ohne sündhaft teures Porzellan erstanden zu haben , verlassen wir diese wunderschöne Stadt und machen uns auf den Weg nach Rotterdam. Auf dem Delftse – Schie wird die Landschaft zunehmend von Industrie geprägt. Da hier viel Sand umgeschlagen wird, herrscht ein reger Schiffsverkehr und wir mal wieder mitten drin. Von nun an begleiten uns die Frachtschiffe bis Rotterdam. Es ist schon bemerkenswert wie ein 7,00 m breites Frachtschiff durch eine 7,80 m breite Brücke fährt und dabei auch noch genau die Mitte trifft.
Weiter geht es bis zur Parksluis die nach kürzer Wartezeit für uns bedient wird. Nun sind wir auf der Nieuwe Maas und hier tut sich eine neue Welt für uns auf. Vom Küstenmotorschiff (Kümo) in jeder erdenklichen Größe, sowie Segelschiffe und Motorjacht, ist alles unterwegs was schwimmen kann. Nicht zu unterschätzen sind die Wassertaxen, die mit nicht weniger als 50 km/h übers Wasser fliegen. Der quietschgelbe Splashbus ist dagegen in Zeitlupe unterwegs.
Für unseren Aufenthalt haben wir die City Marina Rotterdam gewählt. Von hier aus können wir alle Ziele dieser modernen Stadt gut erreichen.
Die Stadt besticht durch Moderne Architektur und sehenswert sind die Kubushäuser, die Markthalle, der Museumshafen oder einmal den Euromast rauf um diese Stadt von oben zu betrachten.
Rotterdam – Kinderdijk
Zwei Tage Großstadt sind genug, ab jetzt soll es wieder ruhiger werden. Unser Ziel sind die Mühlen von Kinderdijk die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden.
Als Ausgangspunkt haben wir den Jachthafen WV Balkengat in Krimpen a/d Lek gewählt, der sehr ruhig mitten im grünen liegt und auf uns einen guten Eindruck macht.
Von hier aus erreicht man mit der Fähre bequem die andere Seite und ist in ein paar Gehminuten bei den Mühlen.
Kinderdijk – Dordrecht
Wir wollen weiter und fahren auf den Noord, so heißt der Kanaal hier, nach Dordrecht. Die Industrie wird hier weniger und die Landschaft beschaulicher, aber die Begegnung mit der Berufsschifffahrt bleibt. Konzentriertes und Vorrausschauendes fahren ist angesagt, denn es herrscht ein reger Schiffsverkehr und die Berufsschifffahrt hat immer Vorfahrt.
Wir sind froh als die Hafeneinfahrt vom Jachtklub K.D.R. & Z.V. in Sicht kommt. Am Bollwerk vor der Brücke machen wir fest und warten bis diese geöffnet wird.
Der Hafen liegt in der historischen Altstadt und erinnert uns ein wenig an Blokzijl in Noordwest – Overijssel. Hier bleiben wir zwei Tage.
Was sofort auffällt ist, das im historischen Viertel ein Antiquitätengeschäft an das nächste gereiht ist. Hier gibt es antikes und kurioses zu entdecken und man vergisst beim Stöbern auch schon mal die Zeit. Im Stadtzentrum gibt es aber auch mehrere Einkaufsstrassen, die zum Bummeln einladen.
Dordrecht einmal von oben sehen, kein Problem. Der Blick vom Turm der Groten Kerk ist schon beeindruckend. Hier müssen aber zunächst 275 Stufen bewältigt werden.
Dordrecht – Gouda
Mit vielen neuen Eindrücken verlassen wir Dordrecht, aber wir kommen bestimmt wieder. Es war einfach großartig hier zu sein.
Unsere Reise führt uns wieder zurück über den Noord bis nach Krimpen a/d Lek. Dort fahren wir dann weiter über die Hollands Ijssel bis nach Gouda. Nahe der Mallegatsluis machen wir am schwimmenden Steiger fest. Diese Anlegemöglichkeit kennen wir schon von früheren Törns und man ist von hier aus schnell in der Innenstadt.
Gouda ist sehr schön und wenn man Glück hat findet auch ein Käsemarkt statt den man unbedingt besuchen sollte.
Gouda – Braassemermeer
Als Ziel für diese Etappe haben wir den Hafen WSC Braassemermeer ausgewählt. Für die nächsten zwei Tage meldet der Wetterbericht Sturm mit bis 5 Beaufort. Wir werden so lange hier bleiben bis sich das Wetter wieder beruhigt hat. Die Auszeit kommt uns gerade recht und wir können schon mal mit dem Törnbericht anfangen.
Wir liegen an einem Aussensteeg mit freiem Blick über das Braassemermeer und genießen die Ruhe. In Oude Weterring, das ist die nächste Ortschaft, gibt es einen großen Supermarkt den man in ein paar Minuten zu Fuß erreicht.
Braassemermeer – Aalsmeer
Mit der Absicht die Blumenauktion in Aalsmeer zu besuchen werfen wir nach zwei Tagen die Leinen los und machen uns auf dem Weg.
Wer den Westeinderplaasen kennt, weiß das es dort eine Vielzahl an Inseln gibt die eng bei einander liegen und durch die man seinen Weg nach Aalsmeer finden muss. Natürlich gibt es auch eine empfohlene Route mitten durch, die mit Landmarken gekennzeichnet ist. Nachdem wir uns dennoch verfahren haben drehen wir um und nehmen den sicheren Weg außen rum. Über den Westeinderplaasen fahren wir bis fast zum Ende um dann über den Kleinen Brug zum JH WV Nieuwe Meer zu gelangen.
Am Meldersteiger machen wir fest und gehen zum Hafen meister. Der meinte wir können da liegen bleiben, sollen das Boot aber nach vorne oder achtern verholen. Machen wir!
Schön, sehr schön ist es hier und wir genießen bei einer Tasse Kaffee erst einmal die schöne Aussicht über den Kleine Poel.
Nachdem wir noch klar Schiff gemacht haben gehen wir in die Stadt. Ist ganz nett hier und es gibt sogar eine Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften.
Die Blumenauktion haben wir am anderen Morgen nicht besucht, da wir keine Lust hatten so früh aufzustehen. Das heben wir uns für ein anderes mal auf.
Aalsmeer – Warmond
Wir müssen los und starten die Maschine. Nebelig und windstill ist es heute Morgen. Die Sonne schafft es noch nicht richtig durch zu kommen. Irgendwie herrscht eine seltsame Stimmung, aber dennoch schön. Wir nehmen den gleichen Weg zurück den wir tags zuvor gekommen sind.
Da wir noch tanken müssen halten wir in Buitenkaag an, denn hier betreibt die Firma van der Wansen eine Bootstankstelle. Ist alles total easy, anlegen und Boot fest machen. Dann rein gehen und bescheid sagen. Tankdeckel aufschrauben und den kostbaren Brennstoff einfüllen. Anschließend Deckel wieder zudrehen und nicht vergessen zu bezahlen.
Die Sonne lacht vom Himmel und wir fahren in den Kagerplassen. Bei den Uitkijktoren beschließen wir zu ankern, da es hier keine geeigneten Möglichkeiten zum anlegen gibt.
Mit einem Becher Kaffee in der Hand sitzen wir in der Kuip und lassen den ganzen Urlaub noch einmal Revue passieren. Schön war es und wir haben viel erlebt.
Am späten Nachmittag lichten wir den Anker und fahren zur Charterbasis zurück.
Fazit:
Für den diesjährigen Törn bedurfte es eine noch gründlichere Vorbereitung als sonst. Zum größten Teil bewegten wir uns in einem Revier, in dem die Berufsschifffahrt dominiert und die fährt nicht gerade langsam.
Zusätzlich zur Festlegung der Route mussten alle Brücköffnungszeiten und Sperrungen im Vorfeld genau geprüft werden. Ab den 16. Oktober beginnt die Nachsaison und auf den Wasserwegen die nicht von der Berufsschifffahrt genutzt werden, ändert sich dann die Bedienzeiten für Brücken und Schleusen.
Beispielsweise muss in diesem Zeitraum eine Durchfahrt durch Gouda 24 Stunden vorher angemeldet werden.
Alles im allen war es eine spannende Erfahrung und wir waren bestimmt nicht zum letzten mal hier.
Zuidholland . . . das etwas andere Revier.