Die Torfroute, spannend und schön

Unterwegs im Sommer 2006

Hallo Wassersportfreunde!

Dieses Jahr haben wir uns endlich vorgenommen die Torfroute zu befahren. Als wir um 9 Uhr bei Jachtcharter Sneek eintreffen, liegt die "Aaltje" startklar am Steg und wir brauchen nur noch unsere sieben Sachen zu verstauen. Die Maschine wird angeworfen und wir fahren los.
Unser Weg führt uns Richtung Echtenerbrug, wo wir nach circa dreistündiger Fahrt eintreffen, da hier am Montag noch Lebensmittel gebunkert werden müssen.
Den Rest dieses langen Tages lassen wir gemütlich ausklingen und freuen uns wieder an Bord der "Aaltje" zu sein.

Das Wetter sieht nicht rosig aus. Es ist schwülwarm und es regnet. Die Einkäufe müssen aber trotzdem erledigt werden. Der örtliche Supermarkt öffnet um halb neun und wir ziehen mit unseren Taschen los.
Eine Stunde später sind wir für die nächsten drei Tage mit dem nötigsten versorgt, was Narungsmittel und Getränke betrifft.
Die Maschine wird gestartet und wir tuckern gemütlich los. 
Wir nehmen den etwas weiteren aber schöneren Weg über den Kuinder of Tjonger nach Kuinre. Hinter der dortigen Schleuse, die nicht wie üblich gerade sondern dem Flussbett angepasst und halbrund ist, legen wir eine Mittagspause ein.
Anschließend folgen wir dem idylischen Fluss, der jetzt Linde heißt, weiter.
Wir verlassen die Linde und biegen in den Ossenzijlersloot ab. Durch die Kahlenberger Gracht und den Wetering geht es weiter bis zum Giethornse Meer. Auf dem Weg zur Beulaker Wijde legen wir an und verbringen dort die Nacht.

Pünktlich zur Brückenöffnug um 9:00 Uhr legen wir ab um unseren Törn Richtung Tourfroute fortzusetzen. Wir queren die Beulaker Wijde in südlicher Richtung um über die Arembergergracht nach Zwartsluis zu gelangen. Auf diesen Weg durchfahren wir das Naturschutzgebiet "De Wieden". Das landschaftlich vergleichbar ist mit "De Weerribben". Sollte man einmal besuchen.
Nach der Passage der Aremberger Sluis fahren wir auf dem Zwartewater weiter und biegen nach ca. 1,5 km nach backbord ab um weiter nach Meppel zu fahren. 
Man sollte in Meppel vorausschauend fahren. Hier herscht reges Treiben durch die ansässigen Werften und Indusriebetriebe. Ab der Paradijssluis sieht die Welt wieder ganz anders aus. Uns präsentiert sich ein völlig anderers Landschaftsbild. Rechts und links vom Kanal nur Felder, Wiesen und Wälder, unterbrochen von alten Brücken und vielen Schleusen, die noch von Hand bedient werden. Es ist schon fast romantisch - die Drentsche Hoofdvaart. Wir folgen ihr heute bis Havelte und machen im Oberwasser der Schleues fest um hier die Nacht zu verbringen.

Am heutigen Vormittag soll es weiter bis Diever gehen. Nach dem Ablegen und kurzer Fahrzeit erreichen wir die Uffeltesluis. In einigem Abstand vor uns ist ein Plattbodenschiff in die Schleuse eingelaufen. Damit sich der Schleusengang lohnt, wartet man auf uns bis auch wir diese erreicht haben.
Es fällt auf, dass die Menschen hier alle sehr nett und hilfsbereit sind. Alles wird ruhiger und gelassener angegangen.
Ungeduld und Hektik sind Fremdworte.
Als wir das Oberwasser erreicht haben geht es weiter auf der Drentsche Hoofdvaart. Nach circa einstündiger Fahrzeit erreichen wir die Dieversluis, wo es abermals aufwärts geht. An der Kade der dortigen Stadt Dieverburg legen wir an, um uns das Städchen einmal etwas genauer anzuschauen.
Diever liegt am Rande eines Naturparks, der viele Möglichkeiten zum Radfahren und Wandern bietet.
Sehenswert auf jeden Fall, das dortige Hunengrab. Fahrräder sollte man dabei haben, es sei denn, man ist "sehr gut" zu Fuss.
Das Hunengrab liegt etwas ausserhalb von Diever, ist aber sehr gut zu finden, da es gut ausgeschildert ist.
Nach einer ausgiebigen und schönen Radtour kehren wir zur "Aaltje" zurück.
Wir beschließen noch ein wenig weiter zu fahren und machen uns auf den Weg Richtung Hoogersmilde.
Auf diesem Weg passieren wir die Haarsluis und die Veenesluis und legen uns am Zielort an die dortige Anlegestelle. Hier bleiben wir über Nacht.

Endlich wird das Wetter besser, es verspricht heute ein toller Tag zu werden.
Also nichts wie los. Die Maschine gestartet und die Leinen losgeworfen.
Unser heutiges Ziel soll Oosterwolde auf der Turfroute sein.
Wir sind sehr gespannt darauf , den wir haben schon sehr viel über die Turfroute gehört und gelesen. 
Bei diesem Törn wollen wir uns selbst ein Urteil bilden.
Nach etwa einstündiger Fahrt und sechs Brückenpassagen biegen wir backbord kurz vor Smilde auf den Witte Wijk ab.
Wir erreichen die Damsluis, die für uns geöffnet wird. Das besondere auf dieser Route ist, das die Schleusen von Hand bedient werden. Dabei werden beispielsweise die Tore mit langen Stangen und Muskelkraft bewegt.
Bei dieser Schleuse lösen wir eine "Eintrittskarte" im Wert von 15 Euro , die uns zur einmaligen Durchfahrt der Turfroute berechtigt.
Nach dieser Schleusenpassage, die für uns hochinteressant war, setzen wir unsere Fahrt fort. Dieser Wasserweg heißt ab jetzt Opsterlandse Compagnonsvaart. Schon nach wenigen Kilometern Fahrt stehen wir vor einem Hindernis, das sich als Selbstbedienungsbrücke entpuppt.
Wir legen vor der Brücke an und schauen nach was zu tun ist um sie zu öffnen. 

 

Kurzanleitung: 
1. Sperrkette schließen
2. Aritierungshebel lösen
3. Brücke längs zum Kanal drehen.
4. Mit dem Schiff durchfahren.
5. Brücke in umgekehrter Reihenfolge wieder schließen
6. Bedienungspersonal wieder an Bord nehmen

Nachdem wir diese Hürde erfolgreich genommen haben, tuckern wir gemütlich Richtung Appelscha. Bei der Schleuse treffen wir auf einen netten Schleusenwärter der auch gerne die nächsten zwei Drehbrücken für uns bedient.
Er erkundigt sich nach unserem heutigen Ziel und meldet uns bei der Stolkersverlaat-Sluis an. Diese Schleuse ist bei unserer Ankunft für uns vorbereitet und wir brauchen nur noch einfahren.
Am frühen Nachmitttag erreichen wir Oosterwolde.
Wir legen uns an die Stadtkade, um nahe beim Zentrum zu sein. Günstig, wenn man noch ein paar Einkäufe machen muß.

UnsereAkkus (Notebook, Handy, Digicam) müssten mal aufgeladen werden. Deshalb haben wir Oldeberkoop beim Törn mit eingeplant. Denn nur hier gab es 2006 Landstromanschluss.
Also machen wir uns auf den Weg zum bereits geschriebenen Ziel. 
Kurz hinter Oosterwolde wartet auch schon die erste Schleuse auf uns, die wir ohne Probleme bewältigen, genau wie alle Folgenden. Beim Einbiegen auf den Tjongerkanaal sind wir plötzlich allein mit der Natur, weil keine Landstrasse mehr den Kanal säumt die uns von der Drentsche Hooftvaart bis hierher begeitet hat.
Wir genießen die Ruhe ( das leise Brummen der Maschine ausgenommen) und lassen die Landschaft an uns vorüber ziehen. 
Gegen Mittag erreichen wir den Passantenhafen in Oldeberkoop, der fast leer ist. Hier legen wir eine ausgedehte Mittagspause ein die bis zum späten Nachmittag dauert. Ausgeruht und wieder fit für neue Abenteuer inspizieren wir die hier kostenlos angebotenen Fahrräder. In Deutschland gibts von der Polizei dafür eine rote Karte ( keine Handbremse, kein Licht, keine Reflektoren). Hier kennt uns ja keiner, also schwingen wir uns auf die Räder und erkunden ein wenig die Stadt um mit frischen Akkus Fotos für die Besucher unserer Homepage zu machen.

Sogegen 9:00 Uhr legen wir ab Richtung Oosterwolde, denn wir wollen nach Gorredijk.
Wir fahren den Tjongerkanaal wieder zurück und bewältigen die Schleuse II. und III. ein zweites Mal.
Als wir auf die Opsterlandse Compagnoosvaart treffen biegen wir dort backbord ab.
Nach wenigen Minuten Fahrt stehen wir wieder vor einer von unzähligen Selbstbedienungsbrücken die von uns , streng nach Anleitung ;-) bedient wird. Hinter Donkerbroek finden wir schattige Anlegeplätze und entschließen uns hier eine Pause einzulegen.
Eine Stunde später gehts weiter unserem Tagesziel entgegen.
Seit wir Oldeberkoop verlassen haben und hinter Donkerbroek sich der Kanaal einsam durch die Landschaft zieht, ändert er laufend sein Erscheinungsbild. Mal ist er kultiviert und die Uferlandschaft ist gepflegt. Ein anderes Mal ist er urwüchsig und fast zugewachsen. Wälder und Weidelandschaft wechseln in unregelmäßigem Abstand was diese Gegend sehr reizvoll erscheinen läßt.
Nach 14 bewegbaren Brücken und 5 Schleusen erreichen wir gegen 16:00 Uhr Gorredijk. Unter schattigen Bäumen finden wir einen super Liegeplatz. Hier bleiben wir.

Momentaufnahmen der Schleusenwärter auf der friesischen Torfroute, beeindruckend und teils spektakulär.

Den kühlen Morgen nutzen wir noch und machen einen kurzen Spaziergang zur Schleuse. Dort vereinbaren wir einen Termin 
wann wir ablegen und durch die Stadt geleitet werden möchten.
Zur vereinbarten Uhrzeit können wir unsere Leinen loswerfen und man bedient für uns 7 Brücken und eine Schleuse. Für diese Passage brauchen wir etwa 1 Stunde. 
Hinter Gorredijk wird das Landschaftsbild wieder von Feldern und Wiesen bestimmt. Auf dem Kanal der sich wieder schnurgerade durch die Lanschart zieht, fahren wir bis Aldeboarn. Hier wird die Durchfahrt immer schmäler, bis wir vor der ersten Drehbrücke stehen. Der Meldeknopf wird gedrückt und wenige Minuten später erscheint eine Brückenwärterin, die die folgenden vier Brücken für uns bedient. 
Hier sei angemerkt:
Es ist sinnvoll bei der Durchfahrt auf beiden Seiten des Schiffes Fender zu setzen, da die Passage "sehr" schmal ist. Es ist wichtig noch Augen für das Drumherum zu haben, den es lohnt sich.

Weiter geht es vorbei an Akkrum zum Princess Margriet Kanaal. Hier ist ein Verkehr wie auf einer Hauptverkehrsstrasse. Eben waren wir noch ganz allein - und nun !!! Heute ist wahrscheinlich alles unterwegs was schwimmen kann, naja kein Wunder bei diesem tollen Wetter.
Wir finden einen schattigen Liegeplatz am Starteiland und verbringen dort den Rest des Nachmittags.
Es ist schön dem quirligen Treiben auf dem Wasser zuzuschauen.
Gegen 19 Uhr werfen wir die Leinen los und fahren zur Charterbasis zurück, weil wir morgen in Sneek für den Rest der Woche mit dem Auto Lebensmittel einkaufen wollen.

Die geplanten Einkäufe sind erledigt, nun werden die Leinen wieder los gemacht und es geht auf direktem Weg zu den Langweerder Wielen. Am dortigen Marrekrite-Liegeplatz bei Tonne LV-6 machen wir fest und warten auf das was nicht kommt.
Wir sind hier mit Familie Willem verabredet deren Hobby auch das Bootfahren ist. Sie machen dieses
Jahr zur gleichen Zeit Ferien mit einer Charterjacht in Friesland. Da bietet sich doch ein Treffen an.
Unser Handy klingelt und Stefan Willem meldet sich. Er hat einen schönen Liegeplatz im Passantenhafen Langweer und hält für uns eine Box frei. Wir machen unser Boot los und fahren rüber. Dort verbringen wir einen schönen Nachmittag und einen noch längeren Abend bei vielen gemeinsamen Gesprächsthemen. Auf diesem Weg - Viele Grüße an Andrea, Stefan und Moritz.

Familie Willems Wege und unsere trennen sich heute wieder. Nachdem wir uns verabschiedet haben fahren auf direktem Weg nach Woudsend. Hier legen wir uns an einen Marrekriteplatz gegenüber der Kirche.

Nun ja, die letzte Nacht war sehr kurz, es muss so 3 Uhr gewesen sein, als wir das Licht ausgemacht haben, also lassen wir es heute etwas ruhiger angehen und verbringen den Rest des Tages mit Nichtstun - muss auch mal sein.

Wir haben beschlossen an den restlichen Urlaubstagen nur noch spontan ohne vorherige Planung Ziele anzusteuern an denen wir uns gerne aufhalten.
Lemmer ist ein solches Ziel.
Wir bevorzugen als Liegeplatz den dortigen Gem.Passantenhafen.
Gegen Mittag kommen wir hier an.
Den Nachmittag verbringen wir mit Bummeln, Spazieren gehen, Faulenzen....
Auch für den nötigen Umsatz in Lemmer haben wir gesorgt. 
Petra lässt sich in einer Boutique für ca. 125,00 Euro Sachen einpacken. 
Am Abend schauen wir dem Treiben auf dem Wasser zu.
So verläuft auch dieser Tag wenig spektakulär und sehr erholsam für uns.

Wir haben uns überlegt, das wir schon lange nicht mehr in Joure waren, um dort durch die Stadt zu bummeln. Zumal jetzt in der Woche auch alle Läden offen sind. Wir waren das letzte Mal an einem Sonntag hier, alles wie ausgestorben.
Naja, wie dem auch sei, wir starten die Maschine und machen uns auf den Weg. Über den Groote Brekken, das Koevorde Meer und den Langweerder Wielen geht es nach Joure. Im dortigem Passantenhaven machen wir in einer Box fest und trinken erst einmal Kaffee. Anschließnd gehen wir ein bischen bummeln und ich (Erich) genehmige mir erst einmal eine Frikandell & Patat Spezial. Mmmm echt "lekker". 
Am frühem Nachmittag werfen wir die Leinen los und fahren ins Sneekermeer und machen an einem Marrekriteliegeplatz mit herrlichem Blick über den Prinses Margriet Kanaal und dem Houkesloot fest.
Hier lassen wir den letzten Abend an Bord der "Aaltje" ausklingen.

Schade, jeder Urlaub geht einmal zu Ende und wir machen uns gegen 9:00 Uhr auf dem Weg zur Charterbasis. Hier werden wir von Sytze und Fritz freundlich empfangen und wieder findet ein Meinungsaustausch über die "Aaltje" statt.

 

Vielen Dank an Gretha, Sytze und Fritz für die sehr freundliche Betreuung.

 

Fazit:

 

Wer Spaß am Schleusen und viele Selbstbedienungsbrücken hat, der sollte die Turfroute einmal befahre

 

Für uns wurden auf der Turfroute 18 Schleusen bedient und unzählige Brücken, zum Teil von uns selbst.
In gewisser Weise war dies ein Aktivurlaub, da auch Körpereinsatz gefragt war.
Deshalb haben wir auch die zweite Woche einfach nur gefaulenzt. So kennen wir uns gar nicht.
Urlaub vom Urlaub, wie Fritz schon richtig formulierte.
Für diesen Törn war die "Aaltje" in jeder Hinsicht genau das richtige Boot. Wir können die Jacht nur weiterempfehlen.