Über das Ijssel- und Markermeer nach Noordholland 

Unterwegs im Juli 2018

 

 

Entgegen unserer Gewohnheit die Niederlande im Frühjahr und Herbst unsicher zu machen, findet unser Törn in diesem Jahr im Sommer statt. Der Wetterdienst prophezeit himmlische Zeiten, soll heißen Sonne pur. Diesen Umstand werden wir nutzen um einen langgehegten Wunsch in die Tat umzusetzen - den Sprung über das Ijsselmeer nach Marken, Volendam und Enkhuizen.

 

Woudsend - Lemmer

 

An diesem Tag fahren wir noch bis zum Ende vom Grutte Brekken. Dort wollen wir eigentlich an einer der rar gesäten Marboeien festmachen, aber wer zu spät kommt … Also, was tun? Ganz einfach! Anker fallen lassen und ein paar Meter Kette geben.  Den Ankerball setzten und fertig.

Als der Motor ausgeht umgibt uns Stille. Wir liegen an der Kette und finden es ganz lustig wie der Wind uns langsam hin- und herschiebt. Als es dunkel wird schalten wir das Ankerlicht ein und aktivieren zur Sicherheit den Ankerwächter. Die Nacht kann kommen.

 

Obwohl wir seit 23 Jahren regelmäßig die niederländischen Gewässer unsicher machen, haben wir vorher noch nie geankert. Es hat sich einfach nie ergeben.

Lemmer - Urk

 

Noch bevor wir an diesem Morgen die Kaffeemaschine starten, geht der Blick nach draußen. Aber nicht um zu schauen, wie das Wetter ist. Alles gut, wir sind noch da.

 

Wir lichten den Anker und schleusen an der Prinses Margriet Sluis auf das Ijsselmeer aus. Erich umschifft mit genügend Abstand die Windkrafträder und nimmt Kurs auf Urk. An der langen Kade sind zwar noch reichlich Plätze frei, aber wir entscheiden uns für einen Liegeplatz am Schwimmsteg. Das grüne Schild an einer Box sagt uns, dass wir hier anlegen dürfen. Der Ort mit seinem wunderschönen Leuchtturm lädt zum Spazierengehen ein. Die Mischung aus Industrie- und Passantenhafen sowie die Werften sorgen dafür, dass hier immer was los ist … außer am Sonntag.

Urk - Marken

 

 

Heute wollen wir nach Marken und damit wir vom Tag noch was haben, legen wir schon um 8 Uhr ab. Als wir aus dem Hafen von Urk raus sind, geht es geradewegs nach Lelystad. Mit einem Frachtschiff schleusen wir ins Markermeer ein und lassen den Bataviahaven links liegen. Vor der Schleuse war das Wasser noch recht krabbelig, hier ist es fast glatt und wirkt schon ein wenig unheimlich. Das Wetter und die Lichtverhältnisse sind perfekt.  Wir steuern erst einmal den Leuchtturm von Marken an um ein paar Fotos zu schießen. Mit einem Auge auf dem Tiefenmesser fährt Herr Bäcker Richtung Ufer und Frau Bäcker macht viele Bilder vom Paard van Marken. Vorab hat Erich den JH Zeilvereniging Het Y ausgesucht, weil es hier Strom, Wasser und Wifi gibt. Aber erst einmal müssen wir um die ganze Insel fahren um dann bei Volendam ins betonnte Fahrwasser zu kommen. Das ist der sichere Weg nach Marken, denn in den Wochen zuvor gab es hier an der Küste Probleme mit Wasserpflanzen, die sich um so manche Schiffsschraube gewickelt haben. Am Mittag erreichen wir ohne Zwischenfälle den Hafen und bekommen einen Liegeplatz mit Blick auf die Gouwzee. Der Hafen ist umrahmt von alten Fischerhäusern und am Abend kehrt Stille ein, nachdem die letzte Fähre abgelegt hat.

 

Mit der ersten Fähre der Reederei „Volendam - Marken Express“ fahren wir heute nach Volendam. Die Überfahrt dauert eine halbe Stunde und macht bei diesem Wetter viel Spaß. Dieses Dorf wird tagtäglich von unzähligen Touristen überfallen und wir sind heute mit dabei. Um die Mittagszeit ist es brechend voll und man kommt kaum vorwärts. Menschen soweit das Auge reicht. Ein Spaziergang über die Mole bis zum Hafeneingang ist eine wahre Wohltat. Hier ist es ruhig und es sind nur wenige Menschen unterwegs. Oder man biegt von der völlig überlaufenen Hafenstraße in eine Seitengasse ab und gelangt ins verschlafen wirkende Hinterland. Nun gut, wir haben dann, dass getan was alle Touristen machen - Essen gehen und Souvenirs kaufen. Am späten Nachmittag haben auch wir genug von dem ganzen Trubel und fahren wieder zurück nach Marken.

 

An Bord der Oklahoma, mit einem Bier in der Hand, genießen wir auf der Flybridge die Ruhe und die Aussicht über die Gouwzee. Ach, ist das Leben nicht schön?

Marken - Enkhuizen

 

Das nächste Ziel unserer Reise ist Enkhuizen. Da wir mal wieder die Ersten sind, die sich an diesem Morgen auf den Weg machen, müssen wir der Tatsache ins Auge blicken alleine auf dem großen Markermeer zu sein. Aber dann tauchen noch andere Jachten am Horizont auf. Wir erreichen die Naviduct Schutsluis und müssen hier warten, bis sich eine der beiden Schleusenkammern öffnet.

 

Gemeinsam fahren wir ein, schleusen auf und vor uns öffnen sich die Tore langsam wieder. Entgegen aller Gepflogenheiten hat eine Jacht hinter uns die Leinen schon gelöst, obwohl noch alle auf das grüne Signal warten. Sie drängelt sich noch in der Schleuse durch eine Lücke an uns vorbei. Ach, was sollte denn das jetzt? Wir stellen fest das auch sie den Buitenhaven zum Ziel hat. Sie läuft vor uns in den Hafen ein und steuert den einzig noch verbliebenen freien Liegeplatz an der Kade an. Mit dem Fernglas machen wir am Ende des Hafens freie Boxen aus. Aber sind sie groß genug? Wir fahren hin - passt!

Am Nachmittag liegen wir unter schattigen Bäumen, mit Blick auf den Hafen.

Wir sind die Gewinner!

 

Tag zwei in Enkhuizen

 

Heute schläft Frau Bäcker aus, wahrend ein Frühaufsteher um 5 Uhr morgens seinen Kaffee schlürft und um 7 Uhr mit der Kamera bewaffnet um den Hafen spaziert. Immer auf der Suche nach tollen Motiven in der aufgehenden Sonne.

 

Später am Vormittag gehen wir gemeinsam auf Sightseeingtour. Das erste Ziel ist das Dromedaris, das Stadttor der ehemaligen Zuiderzeestadt. Vorbei an einem weiteren Jachthafen gehen wir zum Zuiderzeemuseum und durch verschlungene Gassen der Stadt, vorbei am historischen Gefängnis. Sehenswert sind auch die Häuser mit den hängenden Küchen, die über die Grachten ragen. Am Nachmittag kehren wir, nach einem langen Spaziergang, zurück zum Schiff. Abends machen wir uns nochmal auf den Weg, um eine leckere Portion Kibberling und Patat, an der nahen gelegenen Snackbar zu verspeisen. Das muss einfach sein.

Enkhuizen - Stavoren

 

 

Beim Verlassen des Buitenhavens überholt uns die Fähre Enkhuizen – Stavoren. Wir folgen ihr in ihrem Kielwasser, können aber nicht mithalten, sie ist zu schnell für uns. Soviel ist sicher - sie nimmt uns keinen Liegeplatz weg.

Wir erreichen die Johan Frisiosluizen und ohne lange Wartezeit schleusen wir ein. Warum ist es um die Mittagszeit schon so voll hier? Wir finden noch einen passenden Liegeplatz und nachdem wir uns am hiesigen Stromnetz angeschlossen haben geht der Blick in die Runde.

Überall an den Häusern hängen Fahnen und Girlanden. Nein, heute ist nicht der Geburtstag des Königs, es muss einen anderen Grund geben! Als wir uns auf den Weg machen und den Hafen erreichen, beantwortet sich diese Frage. Heute und morgen finden die Fischereitage in Stavoren statt. Der Hafen liegt voll mit Fischkuttern, Trawlern und Schleppern. Ein Riesenrad steht am Hafen und es gibt viel zu sehen für Groß und Klein. Wir beschließen auch hier zwei Tage zu bleiben. 

Familientag!

 

Stavoren - Woudsend- Galamadammen- Woudsend

 

 

Es ist schon Tradition das unser Sohn uns für einen Tag besuchen kommt, wenn wir mit dem Boot unterwegs sind. Wir treffen uns bei Yachtcharter Molenaar. Hier kann er sein Auto parken und kommt mit seiner kleinen Tochter sicher an Bord. Vorher hat uns Jaap noch eine Schwimmweste für unsere Enkeltochter gegeben. Sicher ist sicher. Bei wunderschönem Wetter fahren wir nach Galamadammen. Hier gibt es einen Strand mit Spielplatz und das ist genau das richtige für die kleine Juna. Wir verbringen einen schönen Tag auf dem Wasser. Am späten Nachmittag kehren wir zurück nach Woudsend und unser Besuch verabschiedet sich. Schön war´s und wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

Woudsend - Makkum

 

Bei unseren Törns durch Friesland haben wir nur zweimal Makkum besucht und das ist schon lange her. Es wird wieder mal Zeit vorbei zu schauen. Der Weg dorthin führt durch eine Idyllische Landschaft, vorbei an schönen kleinen Häusern und grünen Weiden mit vielen Kühen und Schafen darauf.

Als wir um 14 Uhr Makkum erreichen wartet schon ein schattiger Liegeplatz vor einer großen Trauerweide auf uns.

Soviel ist klar - wir bleiben zwei Tage.

 

Es sieht hier noch genau so aus wie in den 90ern. Das Dorf ist überschaubar und so kommt es, dass wir nach einem zweistündigen Spaziergang wieder zurück an Bord sind. Gerne wären wir mit den Rädern nach Kornwerderzand und zur Lorentzsluizen gefahren, aber leider macht uns die Hitze ein wenig zu schaffen.

Auch nicht schlimm, dann faulenzen wir eben.

Makkum - Sneekermeer

 

Nach der Hitze der letzten Tage sehnen wir uns wieder nach mehr Wind. Da ist doch das Sneekermeer genau das richtige. So machen wir uns auf den Weg, wieder vorbei an kleinen Häusern, weidenden Kühen und Schafen, nur in entgegen gesetzter Richtung.

Am Grootschar im Sneekermeer angekommen, wollen wir längsseits an einem Steg festmachen. Nachdem wir die Dalben durchfahren haben wirbeln wie viel Schlamm auf, aber das Schiff schwimmt noch. Also ist alles in Ordnung, oder?

Von hier aus haben wir einen sehr schönen Blick über das Meer und es gibt viel zu sehen.

Dann kann die Seele weiter baumeln.

 

Der Morgen beginnt wieder mit Sonnenschein, das wollen wir nutzen um nochmal zu ankern, weil es so schön war.

Beim Ablegen färbt sich das Wasser wieder dunkelbraun und irgendwas hindert uns daran vorwärts zu fahren. Das heißt, Maschine langsam rückwärts und gucken was passiert. Die Schraube wirbelt immer noch ganz viel Schlamm auf aber langsam, ganz langsam kommen wir frei und fahren rückwärts am Steg entlang in tieferes Wasser. Noch mal gut gegangen, denn vor uns war eine Untiefe. Wir fahren einmal um die Ecke bis zum Gossepeallen, lassen den Anker fallen, legen Kette und setzen den Ankerball. Fertig!

 

Gegen Abend wird der Wind dann stärker und wir legen uns auf der windgeschützten Seite einer angrenzenden Insel an den Steg.

Es wird wieder eine ruhige Nacht ohne Wind und Grundberührung.

Heute fahren wir zur Charterbasis zurück, denn unser Urlaub neigt sich dem Ende.

 

Fazit:

Was für ein Urlaub! Endlich hat alles gepasst und wir konnten mit dem Schiff nach Marken und Enkhuizen reisen. Wundervolle Orte die wir sicher noch einmal besuchen werden. Spannend waren die Fahrten über das Markermeer.

Wenn wir auf der Oklahoma waren, fand man uns in diesem Urlaub vorwiegend auf der großen Flybridge. Der Innenfahrstand wurde nur zum Starten und Stoppen der Maschine gebraucht. Gefahren sind wir überwiegend am Außensteuerstand. Dem Wetter sei Dank!

Denn wir hatten 14 Tage nur Sonne, Sonne und nochmals Sonne.

 

In diesem Sinne . . .

 

Petra & Erich.