Friesland, Overijssel & Groningen
Unterwegs im Oktober 2011
Nach über einem Jahr geht es nun endlich wieder auf die schwankenden Planken eines
Schiffes, wie haben wir das vermisst!
Das Schiff unserer Wahl ist bereits zum dritten Mal die Wolvenjacht 5 von Jachtcharter Panorama.
Warum? Weil wir uns einfach sehr wohl auf dieser Jacht fühlen. Außerdem: Sehr gute
Fahreigenschaften, sehr gute Heizung, großes Bett und viel Schrankraum in der Vorkajüte. Der Salon ist gemütlich eingerichtet. Küche und Bad sind für ein Schiff dieser Größe völlig ausreichend
dimensioniert.
Ganz oben auf unserer geplanten Route steht Lemmer als erstes Etappenziel. Wir
schleusen in den Noord- Oost- Polder ein.Heute fahren wir noch bis Kraggenburg, hier waren wir schon seit Jahren nicht mehr. Das war, man glaubt es kaum, im letzten Jahrhundert, im Sommer 1998.
Als wir in den Leemvaart einbiegen und an der Kade fest gemacht haben müssen wir feststellen, das sich hier nichts verändert hat. Es sieht noch genau so aus wie bei unserem letzten Besuch. Eine
ruhige Übernachtung ist hier garantiert.
Wie erwartet war es eine sehr ruhige Nacht und wir werfen früh unsere Leinen los.
Über die Zwolse Vaart schippern wir nach Marknesse. Die dortige Schleuse wird zügig für uns bedient und ehe wir uns versehen fahren wir schon durch das untere Schleusentor.Jetzt sind wir am
tiefsten Punkt des Noordoostpolders. Langsam und gemütlich fahren wir Emmeloord entgegen, dort müssen wir durch drei Brücken. Zwei dieser Brücken müssen für uns gehoben werden. Als wir uns der
Kamperbrug nähern, sehen wir von weitem einen Meldepunkt am rechten Bollwerk der Brücke. Noch bevor wir diesen betätigen können schaltet auch schon die Ampel auf Rot- Grün. Man hat uns gesehen.
Ruck zuck sind wir durch und steuern wenig später die Marknesserbrug an. Auch hier wird die Brücke zügig für uns geöffnet und wir passieren. Weiter geht es auf den fast schnurgeraden Lemstervaart
bis zur Friesesluis. Ein paar Minuten später fahren wir schon rein und es geht aufwärts. Nachdem auch noch die Lemstersluis bewältig wurde, suchen wir uns in der Innenstadt von Lemmer eine
passende Liegemöglichkeit. Diesmal ist tatsächlich noch ein Plätzchen in der Sylrode zu haben.
Erst gegen Mittag verlassen wir Lemmer, den das
Wetter hält uns etwas auf. Eine Regenwolke jagt die nächste, was nicht weiter tragisch ist, aber der angekündigte Sturm wird langsam spürbar. In diesem Urlaub möchten wir Groningen und Delfzijl
besuchen. Um diese Provinz schnell zu erreichen nehmen wir den direkten Weg über den Prinses- Margriet- Kanaal. Am Sneekermeer unterbrechen wir unsere Fahrt und machen an einer halbwegs
geschützten Stelle fest. Was an diesem Nachmittag, Abend und in der Nacht so meteorologisch alles passiert, haben wir noch nie erlebt. Von einer ruhigen Nacht kann nicht die Rede
sein.
Als wäre nichts geschehen, bricht der heutige Morgen
an. Der Sturm hat sich gelegt und es hagelt nicht mehr. Es regnet nur noch, ist doch schon was. Etwas früher als gestern, legen wir ab und fahren weiter auf dem Prinses-Margriet- Kanaal, vorbei
an Grou, Bergum bis Gerkesklooster. Dort machen wir im Hafen „De 4 Elementen“ fest. Hierbei handelt es sich um einen Camping- und Passantenhafen. Ruhig im Grünen gelegen. Sehr schön und
gepflegt.
Treue Leser unserer Reiseberichte wissen: mindestens
einmal bei jedem Törn stehen wir früh auf um ein Ziel zeitig zu erreichen. Ja, wir haben Urlaub, aber das ist kein Argument, nicht um 6 Uhr auf zu stehen. Kurz vor 8 Uhr machen wir uns auf den
Weg nach Groningen. Hier gibt es nicht viel zu erklären. Auf dem Van Starkenborgh Kanaal in östlicher Richtung, immer der Nase nach. Es wird auf dem Weg nach Groningen zwei Mal geschleust. Hier
sollte man allerdings Wartezeiten einplanen, da die Berufsschifffahrt Vorrang hat. Wir erreichen mittags den Oosterhaven, der sich nahe der Innenstadt befindet. Den Nachmittag nutzen wir für
einen ausgiebigen Stadtbummel und um einige Besorgungen zu erledigen. Die Stadt war brechend voll. Alles was Beine hatte war wohl unterwegs. Beim Schlendern durch die Stadt, kamen wir zum
Vismarkt, hier befindet sich das Korenhuis. Das Beste daran war, dass dieses Gebäude als Albert Heijn Supermarkt genutzt wird. Reinschauen lohnt, auch wenn man nichts braucht, Lebensmittel aller
Art vor toller Kulisse.
Da wir einen Reisebericht immer erst nachher
schreiben, können wir schon mal vorweg schicken, dass es heute wieder mal anders kommt als wir denken. Alles beginnt damit dass Erich bei Überprüfung der Brückenöffnungszeiten von Delfzijl
feststellt, dass diese in der Nachsaison am Sonntag nicht bedient werden. Heute ist Sonntag! Und da ist noch der Vuilwatertank der heute abgepumpt werden muss, sonst haben wir ein Problem. Der
Hafenmeister des Oosterhaven hat uns gestern schon wissen lassen, das die Vuilwaterstation in seinem Hafen defekt ist. Also laufen wir den Groninger Motorbootclub an. Aber hier ist die Saison
bereits beendet, auch die der Pumpe. Den Plan nach Delfzijl zu fahren haben wir bereits verworfen, da der angestrebte Hafen ja Sonntags nicht zu erreichen ist. Also auch hier können wir den
Ballast nicht loswerden. Wir beraten uns und überlegen den Reitdiep in Richtung Zoutkamp zu fahren. Eine Weiterfahrt über das Lauwersmeer kommt aber auch nicht in Frage, da für die nächsten Tage
Sturm mit Windstärke 5-7 voraus gesagt wird. Also lohnt der Weg nicht. Hier kommen wir auch nicht weiter. Also wieder zurück Richtung Friesland auf dem schnellsten Weg, Van Starkenborg- Kanaal /
Prinses- Margriet- Kanaal und am Bergumer Meer rechts ab Richtung Zwaagwesteinde. Im schönen Jachthafen ´t Eibertsnest finden wir einen Liegeplatz und eine Lösung unseres Problems. Das steht im
Wateralmanak 2, der „Bibel“ der Wassersportler.
Erleichtert (Hurra, der Vuilwatertank ist leer!) legen wir heute Vormittag um ca. 10 Uhr ab um nach Dokkum zu fahren. Unsere
Fahrt dorthin verläuft ohne nennenswerte Zwischenfälle, ausser das es ununterbrochen regnet und stürmt. Wir laufen am Nachmittag in Dokkum ein und machen unterhalb der Mühle „Zeldenrust“
fest.
Ach, hatten wir schon über das Wetter berichtet? Für alle die erst jetzt anfangen zu lesen – es regnet immer noch. Nichts
desto Trotz legen wir unbeirrt am heutigen Morgen ab und am Bollwerk der Altenabrug gleich wieder an. Von hier aus setzen wir uns telefonisch mit dem Brückenwärter in Verbindung und melden eine
Brückenöffnung an. Der gute Mann erscheint nach etwa einer halben Stunde und öffnete diese und die folgende Brücke für uns. Auf dem beschaulichen Dokkumer Ee fahren wir vorbei an Birdard und
durchfahren Leeuwarden. Nein, wir legen nicht an, denn auch hier fällt das Wasser senkrecht vom Himmel. Einige Kilometer weiter am Langdeel machen wir an einem Marrekrite- Liegeplatz fest. Und
dann passiert das, womit niemand mehr gerechnet hat. Es hört auf zu regnen, sogar die Sonne lässt sich blicken. Für diesen Tag lässt sich abschließend sagen, Schöne Fahrt trotz Regen, am Ende
schönes Wetter, toller Liegeplatz und gute Laune bei der Mannschaft, also alles im grünen Bereich. ;-)
Im Radio spricht man von Wetterbesserung, also sind auch wir optimistisch. Unser Ziel ist heute Sneek, hier zieht es uns immer
wieder hin. Das Städtchen ist einfach schön. Auf der Route dorthin liegt das Dorf Wergea. Kurz davor gabelt sich das Fahrwasser. Rechts lässt es sich umfahren. Wir entscheiden uns an dieser
Stelle für die Ortsdurchfahrt und halten uns links. An der Gabelung wird auch auf einem Schild darauf hingewiesen, das die örtliche Brücke 5 Meter breit ist. Unser Schiff ist 3,85m breit, das
passt. Nach Durchfahrt der Brücke, stellen wir fest, dass der Kanal der sich durch dieses beschauliche Dörfchen schlängelt, auch nicht breiter ist. als die Brücke Also, Augen zu und durch. Auf
gefühlten 1000 Metern muss man auch 2-mal um die Ecke. Man hat das Gefühl durch eine Puppenstube zu fahren. Wir haben mal wieder unbeabsichtigt ein Kamel durch ein Nadelöhr geschoben. Nach diesem
spannenden Abstecher folgen wir dem Kanal weiter in südlicher Richtung bis Grou. Wieder auf dem Prinses- Margriet- Kanaal kommen wir unserem heutigen Ziel schnell näher und verbringen den
Nachmittag und Abend vor der herrlichen Kulisse des Waterpoort in Sneek. Übrigens, die versprochene Wetterbesserung ist eingetroffen, also wieder alles im grünen Bereich.
;-)
Die Zeit vergeht leider viel zu schnell. Wir werden uns heute
wieder in Richtung Noord- West- Overijssel bewegen, da sich unser Urlaub langsam dem Ende neigt und wir noch gerne hier ein paar Orte besuchen wollen. Wir stehen wieder sehr früh auf, denn wir
wollen heute so weit wie möglich Richtung Blockzijl fahren.Nach etwa einer Stunde Fahrzeit legen wir vor der Brücke von Ijlst an, die um 9 Uhr zum ersten Mal gehoben wird. Von nun an geht es auf
direktem Weg Richtung Echtenerbrug. Kurz vor 12 Uhr passieren wir die Brücke bei Follega. Bei Durchfahrt des Tjeukemeer beschließen wir an der Insel Marchjepòllle eine Mittagspause zu machen. An
einem sonnigen, windgeschützten Steg vertäuen wir die Wolvenjacht. Als wir es uns in der Plicht mit Kaffee und Keksen gemütlich gemacht haben, fällt die Entscheidung den Rest des Tages hier zu
verbringen.
Eine gute Entscheidung, den ganzen Nachmittag nur faulenzen Toll.
Wir fahren durch Wergea
So, nun genug mit faul rumhängen. Wir wollen weiter
nach Blokzijl, aber vorher legen wir in Echtenerbrug an, um unsere Vorräte aufzufüllen. Auf der weiteren Strecke nach Ossenzijl sind wir fast alleine unterwegs. Es geht durch den immer wieder
schönen Weerribben und die Kalenberger Gracht. Zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Gegen 15 Uhr erreichen wir die Schleuse von Blokzijl. Im Hafenkolk haben wir diesmal die freie Auswahl, was den
Liegeplatz betrifft.
Um noch mal das Wetter anzusprechen, die Sonne haben wir vom Tjeukemeer
mitgebracht.
Haben wir eigentlich mal erzählt, dass Erich ein
notorischer Frühaufsteher ist? Sein Tag beginnt so zwischen 5 und 6 Uhr und da ist nix zu machen. Sogar im Urlaub nicht.
Und haben wir eigentlich mal erzählt, dass Petra eine Schlafmütze ist? Ohne Wecker
läuft nix.
Aber heute ist verkehrte Welt. Die Frau des Skippers ist um 6 Uhr aus dem Bett
gefallen. Keiner weiß warum.
Wir trinken heute gemeinsam Kaffee und schmieden Pläne für den Tag. Unser Ziel wird
Kampen sein.
Auf Grund glücklicher Umstände ist ein zeitiges Verlassen des Hafens möglich, da die
Skipperin ihrem Zeitplan weit voraus ist und die Schleuse ab 8 Uhr ihre Tore öffnet.
Der Weg über Vollenhove kommt nicht in Frage da die dortige Brücke gesperrt ist.
Also führt die Route durch das Giethoornse Meer, die Beulaker Wijde, bis zur Beukerssluis. Über Zwartsluis, vorbei an Genemuiden biegen wir backbord in den Scheepvaartgat. Ein paar Biegungen
weiter in südwestlicher Richtung erreichen wir am frühen Nachmittag Kampen.
Hier steuern wir den Buitenhaven an und verbringen den Tag mit bummeln und
faulenzen. Heute wäre wieder einmal die Leerung des Vuilwatertank nötig. Auf Nachfrage teilte man uns mit, dass der Hafenmeister im Urlaub ist und den Schlüssel mitgenommen hat. Sollten wir den
Rest des Urlaubs damit verbringen, Jachthäfen anzulaufen, um noch eine in Betrieb befindliche Vuilwaterstation zu finden?
Diese Frage muss man klar mit „Jaaa“ beantworten. Wasser bekommen wir ganz nebenbei
auch nicht.
Wo soll die Reise heute hingehen? Zunächst befragen
wir den Almanak, ihr erinnert euch, die Wassersportbibel. Diese ist leider nicht mehr aktuell, sondern von 2010. Die nächste größere Stadt wäre Zwolle, wir hoffen dort die entsprechenden
Einrichtungen vorzufinden, obwohl sie nicht verzeichnet sind. Wir machen uns trotzdem voller Optimismus auf den Weg dorthin, in der Hoffnung, den einen Tank zu leeren und den anderen füllen zu
können.
War doch klar, in Zwolle angekommen, gibt es weder eine Vuilwaterstation noch einen
Wasserschlauch. Vom Hafenmeister weit und breit keine Spur, wo mag er wohl sein? Und als wir uns so umschauen, lädt der Rest vom Hafen auch nicht zum Verweilen ein. Im Allgemeinen sehr
schmuddelig und im Wasser schwimmt viel Müll.
Also werfen wir wieder die Leinen los und fahren nach Zwartsluis Nach einem kurzen
Telefonat mit Hendrik, einem Mitarbeiter von Jachtcharter Panorama, laufen wir im Heimathafen der Wolvenjacht ein. Hendrik kommt, obwohl heute Sonntag ist und hilft dabei unser heutiges Vorhaben
endlich in die Tat umzusetzen.
Wir finden es nicht gut dass wir viel Zeit investieren und Routen immer wieder
umplanen müssen, weil Einrichtungen nicht genutzt werden können.
Im Gespräch teilt Hendrik uns mit, das dieses Problem bekannt ist. Auch Gäste
anderer Charterbasen haben Schwierigkeiten den Vuilwatertank abpumpen zu lassen.
Den heutigen Tag verbringen wir damit, dem kleinen
entzückenden Dorf Giethoorn einen Besuch abzustatten. Von Zwartsluis aus ist es nur einen Katzensprung bis dorthin. Am Abend sind wir wieder zurück im Heimathafen der Wolvenjacht 5 und verbringen
hier die letzte Nacht.
Fazit:
Was für ein Törn!!! Wir hatten uns vorher eine schöne Route zurecht gelegt. Harlingen, Groningen Delfzijl, Zurück
über das Lauwersmeer. Es kam alles anders! Erst das Wetter und dann…. Na, ihr wisst schon… der Vuilwatertank.
Die Errichtung der Stationen wurde staatlich subventioniert und die Jacht- und
Gemeindehäfen haben sich aus diesem Grund am Ausbau des Netzes beteiligt. Nachdem die staatlichen Zuschüsse gestrichen wurden, stellten die Betreiber fest, das damit kein Geld zu verdienen
ist.
Statt dessen wird vorgegeben, die Pumpe wäre defekt und der davor befindliche Platz
wird vermietet. So im Oosterhaven Groningen passiert. Wir werden vom Hafenmeister zum Groninger Motorbootclub geschickt. Dort sagt man uns, dass der Hafenmeister das immer so macht und bestätigt
unsere Vermutung. Seine Einrichtung ist allerdings auch schon außer Betrieb, hier ist die Saison vorbei.
So kam es, das wir in diesem Urlaub fünf Jachthäfen angelaufen sind und
unverrichteter Dinge gleich wieder ablegen konnten.
Trotz aller kritischen Anmerkungen möchten wir aber auch positiv hervorheben, dass
die Stadt Sneek eine kostenlose Vuilwaterstation am Houkesloot zur Verfügung stellt.
Auch wenn wir hier so ausführlich auf ein bestimmtes Thema eingegangen sind, war
unser Törn wieder sehr erlebnisreich und spannend. Man weiß ja nie, was an der nächsten Brücke so auf einen wartet. Vielleicht ein Meldeknopf ? ! ;-)
In diesem Sinne…. bis zum nächsten Jahr !!!
Petra & Erich