Eine Woche mit der FLEVO II

Unterwegs im Sep. 2012

Als ich 1995 zum ersten mal die Flevo II bei Yachtcharter Panorama sah, war ich sofort fasziniert. Das ist doch mal ein Schiff mit Charakter. Hochbordiger dunkelgrüner Rumpf, die Deckaufbauten in Creme lackiert. Und das Beste das Ruderhaus aus Holz mit 
Schiebetüren an Back- und Steuerbord. Eine Gangbord so breit das man ganz bequem einmal um das ganze Schiff gehen kann. 

Ich habe mich sofort in dieses Schiff verliebt und jedes Mal wenn wir im Hafen vom Herrn Hageman waren, machte ich Bilder von der Flevo II und träumte davon mal mit dieser Jacht zu fahren.

Im Laufe dieser Zeit haben wir die verschiedensten Schiffstypen gesteuert. Bei der Frage die Flevo II zu chartern haben wir immer abgewunken, sie war uns einfach zu groß.
Es stand auch grundsätzlich außer Frage eine Truppe Leute mitzunehmen, damit wir Aufpasser an allen Ecken haben.

In diesem Jahr werden wir das große Abenteuer wagen und nur zu zweit ein 15 m- Schiff Händeln.

Anreisen . . . Schiff einräumen . . . Formalitäten erledigen . . . 

So lässt sich der erste Tag auf der Flevo II, die in diesem Jahr unser Zuhause für eine Woche sein wird beschreiben.
Diesmal ist auch wieder eine technische Einweisung dabei, da wir dieses Schiff zum ersten Mal fahren.
Wir nutzen den Rest des Nachmittags zu einer ausführlichen Probefahrt um die Fahreigenschaften des Schiffes kennen zu lernen, denn wir haben es in diesem Jahr mit einem etwas anderen Kaliber zu tun. Fünfzehn Meter Stahl wollen beherrscht werden.
Herausforderungen machen müde und wir gönnen der Flevo noch eine Nacht in ihrem Heimathafen.

Früh werfen wir die Leinen los und fahren auf direktem Weg nach Urk. 
Das Fischerdorf am Ijsselmeer empfängt uns mit herrlichem Sonnenschein und warmen Temperaturen. Wir freuen uns sehr wieder hier zu sein. Der Leuchtturm und die vielen kleinen Fischerhäuser bieten eine tolle Kulisse.
Beim Spaziergang durch dieses pittoreske Dorf landen wir auch irgendwann beim Büro des Hafenmeisters. Beim Blick auf die Wettervorhersage für morgen trauen wir unsern Augen nicht, es sind 6-7 Bft angesagt. Das ist definitiv zu stürmisch um weiter zu fahren.
So beschließen wir auch morgen noch hier zu bleiben.

Die Nacht ist schon sehr unruhig und am Morgen weht eine steife Brise aus Nordwest. 
Im Laufe des Tages nimmt der Wind noch an Stärke zu. Eine Wolke jagt die nächste. Regen und Sonne wechseln sich ab und wir mal wieder mittendrin.
Unser Liegeplatz an der Hafenmole bietet die Möglichkeit den ganzen Ablauf hautnah zu beobachten, Wo ist der Haken? Hinter dem Deich der Mole ist der feine Sandstrand und eine beachtliche Menge dieses Sandes hatte sich im Laufe der Nacht und des Tages auf unserem Schiff gesammelt. 
Am späten Nachmittag haben wir dann noch gemeinsam die Düne vom Schiff gefegt, denn die Flevo II hat schon genug Tiefgang.

Für diesen Reisebericht haben wir uns vorgenommen den Leser nicht mit Routenbeschreibungen zu langweilen, sondern vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Es ist Mittagszeit und wir sind in Lemmer vor der Lemmstersluis und warten auf die Durchfahrt. Um 13 Uhr geht es weiter. Eigentlich wollten wir hier unsere Vorräte auffüllen und so nebenbei noch ein wenig hier bleiben. Aber als wir die Schleuse verlassen und die erste Brücke durchfahren staunen wir nicht schlecht. Die komplette Stadt ist völlig überlaufen und an der Kade liegen die Schiffe in Päckchen. Hier ist kein Meter mehr frei. Selbst im ehemaligen Gemeindehafen ist kein Liegeplatz mehr zu haben. 
Kurz entschlossen setzen wir unsere Reise fort, wohl wissend das in Echtenerbrug ein Supermarkt noch bis 18 Uhr auf hat. Das schaffen wir locker in der Zeit.
Beim Jachthafen De Merenpoort parken wir unser Boot, binden es zur Sicherheit fest, damit es nach dem Einkaufen noch da ist. So war es dann auch.
Am Abend schlendern wir noch ein wenig durch das Dorf.

Hoppla es ist schon 10.30 Uhr und wir liegen immer noch am Steg. Unsere Reise geht weiter in Richtung Süden. Im Jachthafen De Kluft leeren wir den Vuilwatertank und fahren weiter bis kurz vor Steenwijk. Dort machen wir an einem Marrekrite- Liegeplatz fest. So ruhig wie der Tag begann lassen wir ihn ausklingen.

Heute legen wir nur eine kleine Etappe zurück. Das Ziel ist Giethoorn, wo wir im Passantenhafen De Zuiderkluft wieder anlegen. Ein ausgiebiger Spaziergang entlang des Beukers-Steenwijk- Kanaal und durch das alte Giethoorn folgt. Unterwegs stärken wir uns mit Patat und Frikandeln. Wieder an Bord sichten wir die Bilder die heute entstanden sind und feilen noch ein wenig an unserem Reisebericht.

Früh verlassen wir an diesem Morgen den Jachthafen von Giethoorn um zur Charterbasis zurück zu kehren. Dringende Termine erfordern eine zeitige Heimkehr.

Fazit:
Alle guten Gründe die das Hobby Wassersport ausmachen, werden mit diesem Schiff gelebt. Die Ruhe und Gelassenheit die die Flevo II ausstrahlt übertragen sich auch auf die Crew dieses Schiffes. 
Alle gefahrenen Manöver lassen sich zielsicher und genau durchführen. Die hydraulische Bugschraube ist kräftig und bei Bedarf eine gute Unterstützung. 
Unser Experiment Flevo II war ein voller Erfolg. Wir beide, als eingespieltes Team, hatten keine Probleme die behäbige alte Dame trotz ihrer Größe zu händeln.
Wir waren sicher nicht das letzte Mal mit diesem Schiff unterwegs.

Tot ziens Zwartsluis

Petra und Erich